marek jagusch
zu meinem ARBEITEN
Marek Jagusch verbindet in seinem Schaffen traditionelle Techniken mit einer tiefen Verwurzelung in der Kunstgeschichte, insbesondere der Renaissance. Seine Arbeiten in der Tafelmalerei mit Eitempera, der Kupferdruck-Radierung sowie in der Ikonenmalerei und Bildhauerei zeigen eine bewusste Auseinandersetzung mit historischen Vorbildern. Dabei greift er auf mythologische, biblische und zeitgenössische Themen zurück, die durch ihre handwerkliche Präzision und ihren Stil aus der heutigen Zeit herauszutreten scheinen. Seine Kunst eröffnet dem Betrachter eine Brücke zu vergessenen Sehweisen und gewährt einen einzigartigen Zugang zur Vergangenheit.
Im Licht der alten Meister – Malerei, Skulptur, Grafik
Mein malerisches Werk wurzelt in der Renaissance – in ihrer Tiefe, in ihrer Disziplin, in ihrer unermüdlichen Hinwendung zum menschlichen Körper. So wie auch meine plastischen Arbeiten und Druckgrafiken bewegt sich mein Schaffen im Spannungsfeld zwischen Tradition, Religion, Mythologie und Spiritualität. Architektur, Form, Proportion – all dies tritt in einen Dialog, der von einer einzigen Konstante getragen wird: dem Menschen als Maß aller Dinge.
Viele meiner Arbeiten entstehen auf jahrzehntealten Nussbaumplatten – sorgfältig vorbereitet in einer Tischlerei, die das Holz in jene Form bringt, in der es zu Bild werden darf. Die Malgründe fertige ich in der Tradition alter Meister: mit Champagnerkreide, iranischer Erde, Blattgold. Meine Farben – Eitempera – stelle ich selbst her, von Hand, mit jener Sorgfalt, die das Werk verlangt. Es ist eine Arbeitsweise, die sich gänzlich der handwerklichen Tradition der Renaissance verschreibt: der Leuchtkraft der Farbe, dem Spiel der Komposition, der Oberfläche – die mit Schellack versiegelt wird – gleich einem leisen Glanz, der das Bild aus der Zeit hebt.
Was entsteht, ist mehr als ein Objekt. Es ist ein Echo alter Bildsprachen, getragen vom Wunsch, das Vergangene ins Jetzt zu holen – nicht als Replik, sondern als lebendige Erinnerung an eine Kunst, die nie verstummt ist.
In der Tiefe der Linie
Mein grafisches Werk wurzelt im Kupfer, in der Gravur, in jenem uralten Dialog zwischen Metall und Hand. Die Kaltnadel, die Radierung – sie sind mir nicht nur Technik, sondern Sprache. Eine Sprache, geschärft durch Jahrhunderte, getragen von Meistern wie Rembrandt, weitergetragen von Gestalten wie Walter Herzog, die das Dunkel der Platte zum Leuchten brachten.
Ich suche das Verborgene. Orte, Blicke, Spuren – all das, was dem schnellen Auge entgleitet. Es sind keine lauten Bilder, die mich leiten, sondern jene, die sich nur dem Geduldigen offenbaren. Eine Mauer, ein Schatten, ein stiller Riss im Licht: Hier beginnt für mich das Erzählen. Was bleibt, ist der Versuch, eine Welt zu bewahren, die leise geworden ist. Nicht aus Nostalgie, sondern aus Achtung. Eine Erinnerung an das, was Bestand hat. In der Linie. In der Tiefe. In der Zeit.
Bildhauerei – die Königsklasse der bildenden Kunst
Die Bildhauerei ist für mich die Königsdisziplin der bildenden Kunst. Besonders prägend war für mich die intensive Auseinandersetzung mit dem Werk Auguste Rodins, dessen Ausdruckskraft und Materialbeherrschung mich tief beeindruckt haben.
In meiner Arbeit bediene ich mich sowohl des abtragenden als auch des antragenden Verfahrens. Das Modellieren in Ton offenbart eine faszinierende Vielfalt im Umgang mit Form und Oberfläche. Der Gedanke „nur etwas Erde zwischen meinen Fingern“ begleitet mich dabei und verleiht dem Prozess eine besondere Tiefe und Unmittelbarkeit.
Die klassische Bildhauerarbeit – das abtragende Arbeiten in Materialien wie Marmor oder Sandstein – erfordert Präzision, Erfahrung und Voraussicht. Fehler lassen sich kaum korrigieren, jede Entscheidung muss wohlüberlegt und gezielt umgesetzt werden. Gerade diese Konzentration auf das Wesentliche liegt mir besonders. Die abschließende Bearbeitung der Oberflächen, sei es durch Schleifen oder Polieren, verleiht dem Werk seine endgültige Präsenz und vollendet den kreativen Prozess.
Viele Bildhauerinnen und Bildhauer haben mein künstlerisches Schaffen beeinflusst. Die Auseinandersetzung mit ihren Werken stellt immer wieder neue Anforderungen – an mein eigenes Arbeiten, an die Qualität der Komposition und an das handwerkliche Können. Dieser ständige Dialog mit der Kunstgeschichte und dem Material ist es, was meine Leidenschaft für die Bildhauerei lebendig hält.
Faszination einer alten Kunst
Parallel dazu wuchs in mir über Jahre eine Faszination für das alte Handwerk der Ikonen. In geduldiger Selbstlehre erforschte ich Materialien, Farben, Formen – nicht, um zu kopieren, sondern um zu verstehen. So entstanden über die Zeit zweidimensionale wie auch dreidimensionale Ikonen – meist auf altem Nussbaumholz gemalt oder geschnitten, durchdrungen vom Geist der Tradition und zugleich geprägt von meiner eigenen Handschrift.
Besonders die Wanderikone, jene tragbare Form des Heiligenbildes, hat mein künstlerisches Schaffen neu geöffnet. Sie bewegt sich – und mit ihr das Bild. In ihrer Schlichtheit liegt eine Kraft, die Raum schafft für neue Begegnungen: zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen dem festen Material und dem flüchtigen Blick.
Was mich leitet, ist die Sehnsucht nach Dauer im Vergänglichen. Eine stille Spur in der Zeit.
Im Auftrag des Anderen – Auftragsarbeiten, Porträt, Denkmal
Auch im Auftrag arbeite ich mit Leidenschaft – denn jede gestellte Aufgabe ist zugleich ein Angebot, meine Handschrift einzubringen. Mein Kundenkreis reicht von Privatpersonen bis hin zu Institutionen, die in meiner Arbeit als Bildhauer, Maler oder Grafiker jene Formensprache schätzen, die ich über Jahre entwickelt habe. Ob es sich um ein Porträt, ein Denkmal, einen Grabstein oder eine thematische Arbeit handelt – der Freiraum, den mir viele meiner Auftraggeber bewusst lassen, macht diese Arbeiten für mich besonders reizvoll.
Die Gestaltung von Denkmälern im öffentlichen Raum zählt dabei zu den spannendsten Herausforderungen. Hier muss das Thema so klar und präzise interpretiert sein, dass es von jedem erfasst werden kann – und dennoch eine künstlerische Tiefe besitzen, die über das Offensichtliche hinausgeht.
Doch ebenso bewegt mich das Porträt – sei es als Erinnerung, als Geschenk oder als Ausdruck tiefer Verbundenheit. Als mittlerweile vielfach beauftragter Porträtist habe ich die Möglichkeit, Menschen und ihre Geschichte sichtbar zu machen. In intensiven Gesprächen nähere ich mich einer Biografie an, sammle Eindrücke, Gesten, Worte – und lasse all das in mein Werk einfließen.
So entsteht ein vielschichtiges Bild, geformt aus handwerklichem Können, künstlerischem Anspruch und jener stillen Verantwortung, einem Menschen gerecht zu werden. Es ist diese Nähe zum Gegenüber, diese Verbindung zwischen der Innen- und der Außenwelt, die mich an der Porträtkunst immer wieder aufs Neue fasziniert.